IK-Unfallverhütung

[STEC/H1]

Physiologische Wirkung

Fließt ein Strom durch den menschlichen Körper, so verkrampfen sich die Muskeln, wenn der von außen kommende Strom viel größer als der körpereigene Strom in den Nervenbahnen ist. Der Verunglückte ist dann unfähig, die Berührungsstelle wieder loszulassen. Fließt Wechselstrom über das menschliche Herz, so versucht es, den schnelleren und stärkeren Impulsen von außen zu folgen. Es arbeitet deshalb wesentlich schneller. Dabei kommt es zu Rhythmusstörungen des Herzens, d. h., das Herz arbeitet unregelmäßig. Auch Herzkammerflimmern mit folgendem Ausfall der Herztätigkeit und anschließendem Kreislaufstillstand sind möglich. Aufgrund des Sauerstoffmangels kommt es bereits nach kurzer Zeit zur Schädigung der Gehirnzellen und führt im weiteren Verlauf zum Tod.

EKG ? Normal

EKG1 (22K)

EKG ? Herzkammerflimmern

EKG2 (22K)

Entscheidend für die Folgen eines elektrischen Unfalles ist die Stärke des Stroms, der beim Berühren unter Spannung stehender Teile durch den Körper fließt. Aus Erfahrung weiß man, dass schon eine Stromstärke von 50 mA den Tod herbeiführen kann, wenn der Strom über das Herz fließt.

Stromstärken ab 50 mA sind lebensgefährlich! Die Gefährdung nimmt mit höherer Stromstärke und längerer Einwirkungsdauer zu.

Wirkungsbereiche von Wechselstrom 50/60Hz

nach IEC Report 479 (Kapitel 2, 2. Auflage)

Begriffe-physiologische-Wirkung-des-Stromes-bunt (33K)

Bereich 1in der Regel keine Reaktion
Bereich 2in der Regel keine gefährliche Wirkung auf den Körper
Bereich 3Übergangsbereich ohne feste Grenzen in dem es noch zu keinen organischen Schäden kommt
Bereich 4Herzkammerflimmern mit steigender Wahrscheinlichkeit (c2 → <5% | c3 → <50%)

Der durch den Körper fließende Strom hängt von der Spannung und vom Widerstand des Körpers ab. Dieser Körperwiderstand setzt sich aus dem inneren Widerstand des Körpers und den Übergangswiderständen an der Stromeintritts- und Stromaustrittsstelle zusammen.

Die Übergangswiderstände hängen von äußeren Verhältnissen ab. Trockene Haut und trockene Kleidung haben einen großen Widerstand. Bei Feuchtigkeit, z. B. Schweiß oder nassem Fußboden, ist der Übergangswiderstand dagegen gering. Der Übergangswiderstand wird außerdem umso kleiner, je größer die Berührungsfläche und je höher der Berührungsdruck ist.

Wichtig:

  1. Wechselspannungen über 50 V sind lebensgefährlich.
  2. Gleichspannungen über 120 V sind lebensgefährlich.
  3. Wechselstrom mit einer Frequenz von 50 Hz ist gefährlicher als Gleichstrom, weil dadurch Herzkammerflimmern leichter ausgelöst werden kann.

Thermische Wirkung

Die Wärmewirkung des elektrischen Stromes führt bei großer Stromstärke an der Ein- und Austrittsstelle zu Verbrennungen. Dort entstehen die sogenannten Strommarken. Bei Lichtbögen kann es bis zum Verkohlen von Körperteilen kommen (Verbrennungen 4. Grades). Als Folge starker Verbrennungen kommt es zur Überlastung der Nieren und möglicherweise auch zum Tode.

Chemische Wirkung

Durch die chemische Wirkung des Stromes kann, vor allem bei längerer Einwirkungsdauer, das Blut elektrolytisch zersetzt werden. Dadurch kommt es zu schweren Vergiftungserscheinungen. Solche Folgeerkrankungen können auch erst nach einigen Tagen auftreten.

Die fünf Sicherheitsregeln

  1. Allpolig und allseitig abschalten
  2. Gegen Wiedereinschalten sichern
  3. Auf Spannungsfreiheit prüfen
  4. Erden und Kurzschließen
  5. Gefahrenstellen eingrenzen (benachbarte spannungsführende Teile abdecken)