IK-Überprüfung von Schutzmaßnahmen

[STEC/H1]

Art und Zeitpunkt der Prüfungen

Wir unterscheiden zwischen:

  1. EP Erstprüfung (bei Neuerrichtung; Änderung oder Erweiterung)
  2. WP Wiederkehrende Prüfungen (Allgemein: 5 Jahre; Abweichungen: 1 Jahr; 3 Jahre; 10 Jahre)
  3. AP Außerordentliche Prüfungen (genauer als die WP durchzuführen!
  4. der Kennzeichnung und Dokumentation der Anlage

Die Prüfungen umfassen

  • Besichtigung,
    • Hauptpotentialausgleich
    • Querschnitt und Verlegung der Schutzleiter, ...
    • Einhaltung der Schutzisolation (z.B. Verteiler)
    • keine Schutzorgane im PEN- Leiter
    • Auswahl und Anschluss von Schutzeinrichtungen
    • Zustand der Schutzkontakte von Steckdosen usw.
  • Erprobung
    • Einschalten der Anlage
    • Betätigen der Prüfeinrichtungen.
    und
  • Messung
    • Bei der Durchführung der Messungen darf keine Gefährdung
      • von Personen
      • und Nutztieren
      sowie keine Brandgefahr auftreten!

Übersicht der Messungen

Die Tabelle zeigt auszugsweise, wie die hier behandelten Schutzmaßnahmen grundsätzlich zu prüfen sind.

Tabelle_bewertung_sm (364K)

Messung bei FI - Schutzschaltung

Laut ÖVE E 8101.600.4.3.7.1 ist die Messung der Auslösezeit vorgeschrieben. Darüber hinaus umfasst das Prüfen folgende Messungen:

Durchgängigkeit - Niederohmmessung RLow

  1. Schutzerdungsleiter (bei allen Steckdosen und Auslässen)
  2. Potentialausgleichsleiter

Isolationsmessung

Die Messung (Erstprüfung) muss zwischen allen Aktiven Teilen gegeneinander sowie gegen Erde durchgeführt werden.

AnlagenspannungMessspannungGrenzwert
Kleinspannung250 V DC0,5 MΩ
bis 500 V Nennspannung500 V DC1,0 MΩ
über 500 V Nennspannung1000 V DC1,0 MΩ

Zu Beachten:

  1. Spannungsfreiheit
  2. EIN/AUS - schalten;
  3. Vorsicht hohe Messspannung;

Ausschaltzeiten (Impulsmessung)

Impulsmessung (2K)

Die geforderte Ausschaltzeit hängt lt. ÖVE 8101.41von der Netzform ab:

Netzhöchst zul. Auslösezeit
TT0,2 sec.
TN0,4 sec.

Diese Zeiten werden erreicht, weil im Fehlerfall mindestens 5 x IΔN fließen wird.

Für die Messung werden folgende Grenzwerte nach ÖVE E 8101.600.4.3.7...bestimmt

Typhöchst zul. Auslösezeit
1 x IΔN2 x IΔN
allgemein0,3 sec.0,15 sec.
G0,3 sec.0,15 sec.
S0,5 sec.0,2 sec.

siehe Laborübung

Auslösestrom (Ansteigender Prüfstrom)

anstPruefstrom (2K)

Mit ansteigendem Prüfstrom ist der Zeitpunkt der Auslösung des FIS zu messen.

Mit Anstieg des Prüfstromes

  • muss \(I_F\) größer werden
  • wird der FIS ausschalten, weil \(I_{\Delta N} \) erreicht wird
  • kann U und I abgelesen werden und \(Z_S\) berechnet werden (ist im TN-Netz nicht notwendig)

Dabei ist der Typ des FIS und damit die Art der Fehlerströme zu berücksichtigen. Die Prüfgeräte müssen den Anforderungen dieser vielfältigen Messmethode gewachsen sein. (Stand der Software)

Auslöseschwellwerte für die einzelnen Typen von FIS mit entsprechenden Formen der Fehlerströme

TypAuslösung bei

Typ AC
50 bis 100% von \(I_{\Delta N} \)

Typ A
35 bis 140% von \(I_{\Delta N} \)

siehe Laborübung

Messung bei Nullung und Schutzerdung

(TN- Netz; TT-Netz)

Die Schleifenimpedanzmessung kann sowohl zwischen

  • L - N ... Netzschleifenimpedanz (Nullung) als auch
  • L - PE(N) ... Erdschleifenimpedanz (Schutzerdung) erfolgen.

   

siehe Laborübung

Die 1. Nullungsbedingung ist erfüllt, wenn \( I_K \geq 1,5 \cdot m \cdot I_N\) gilt.

Die Fehlerschleifenimpedanz muss so klein sein dass wenigstens der Abschaltstrom der verwendeten Sicherung zu fließen kommt: \( I_N \leq \frac{U_N}{m \cdot Z_S} \)

IN ... Nennstrom der Überstrom- Schutzeinrichtung
m ... Ausschaltstromfaktor
ZS ... Fehlerschleifenimpedanz
UN ... Nennspannung gegen den PEN- Leiter

Zu Beachten:
Der Kurzschlussstrom IK kann direkt nur schwer gemessen werden, daher wird er mit Hilfe von ZS errechnet. \( I_K = \frac{U_N}{Z_S} \)

Erdungsmessung RA

Die Messung selbst erfolgt mit einem speziellen Messgerät und keinesfalls mit einem "normalen" Ohmmeter!

Messung ohne Sonde

Erläuterung

Für die Messung von Erdungswiderständen von Einzelerdern in TN-Systemen kann die selektive Erdungsmessung angewandt werden. In der Abbildung ist die selektive Erdungsmessung ohne Sonde schematisch dargestellt.

PEN-Leiter (Verbindungsleiter zu „benachbarten“ Erdungsanlagen)

Schema der selektiven Messung des Erdungswiderstandes ohne Sonde, mit ein oder zwei Stromzangen in einem ausgedehnten Erdernetz mit I = U / RSchleife (Quelle: Schrack, Infos zur ÖVE 8001-6-61/62/63)

Weil in einem Netzsystem mehrere Erdungen parallel geschaltet sind (R1, R2 bis RN), verkleinert sich der gesamte Widerstand immer mehr. Deshalb kann bei einer einigermaßen genauen Strommessung an unserem gesuchten RE mit der Rechnung I = U / RE der Anlagenerdungswiderstand RA = 230V / I bestimmt werden.

Messung mit Sonde

Zu Beachten:
Messung mit Sonde und Hilfssonde oder mit Sonde und Netzspannung.

Der Widerstand des Wasser- Rohr- Netzes darf dabei keinesfalls berücksichtigt werden!

Prüfungsergebnis (Prüfprotokoll

Werden gefährliche Mängel festgestellt, müssen Anlagenteile oder Betriebsmittel

  • außer Betrieb genommen
  • gegen Wiederinbetriebnahme gesichert
  • oder unverzüglich repariert (ausgetauscht) werden.

Das Anlagenbuch

  • Prüfbefund
  • Pläne
  • Technische Unterlagen
ist als Dokument für die Lebensdauer der Anlage aufzubewahren.

Ortsveränderliche Verbraucher gehören nicht zur Anlage. Sie unterliegen eigenen Bestimmungen (HG 701; HG 702…)!